Die Kaiserhochzeit im Schloss Schwarzau am Steinfeld

Am 21. Oktober 1911 heiratete der letzte Kaiser von Österreich, damals noch Erzherzog Karl, seine Verlobte, Prinzessin Zita von Bourbon-Parma in der Schlosskapelle zu Schwarzau am Steinfeld. Am Abend vor der Hochzeit ging es in Schwarzau fröhlich zu. In der Bevölkerung von Schwarzau, die mit der Familie Bourbon-Parma sehr verbunden war, herrschte schon viel Freude und Hochstimmung. Die Häuser waren geschmückt und in den Gärten hingen Lampions. Am Abend des Hochzeitstages beendete ein gewaltiges Feuerwerk das Zeremoniell. Die Freiwillige Feuerwehr von Schwarzau war an diesem Tag in einer Galauniform angetreten.

Ein Spezialkorrespondent meldete damals aus Schwarzau: „Heute mittag hat in der Kapelle des Schlosses Schwarzau am Steinfeld die Vermählung des Erzherzogs Karl Franz Josef mit der Prinzessin Zita von Bourbon-Parma stattgefunden. Ein Familienfest wird gefeiert, ohne höfischen Prunk, ohne starren Zeremonienzwang. Nicht anders war es, als wenn die Tochter eines großen Grundbesitzers zum Traualtar schreitet und die Bewohner der nächstliegenden Ortschaften herzlich Anteil nehmen an dem Feste. Rings um Schwarzau waren heute alle Orte beflaggt. Überall grüßen schlichte aber gut gemachte Dekorationen, Reisigzweige und dazwischen Bilder des Kaisers und des Brautpaares. Die Zufahrtsstrassen sind vorsorglich instand gesetzt, besonders natürlich die Straße die das Automobil des Kaisers, der von St. Egyden kommt, passieren wird. Schulkinder ziehen unter Führung von Lehrern in schwarzem Sonntagsrocke, von Katecheten und Ordensschwestern auf. Der Erzherzog-Bräutigam erwartete schon ungeduldig Kaiser Franz Josef. Mittlerweile fuhr der Kaiser bereits durch den Ort Schwarzau, wo ihm die Bevölkerung lebhafte Ovationen bereitete. Es war gegen elf Uhr als man schon die lauten Rufe vernahm, die das Auto des Monarchen auf seiner Fahrt zum Schloss begleiteten.

Im Schlosse selbst wurde der Kaiser durch die vom Kapellmeister des Infanterieregimentes Nummer 67 Hermann Dostal komponierte Kaiserfanfare empfangen. Er schrieb auch anlässlich der Hochzeit den Zita-Walzer. Schon kurze Zeit nach der Ankunft des Kaisers begann dann der Hauptteil der Feierlichkeiten mit dem Einzug in die Kapelle. Zwischen dem Kaiser und der Erzherzogin Maria Josefa ging der Bräutigam Erzherzog Karl. Die Braut Prinzessin Zita ging zwischen dem Herzog von Madrid und ihrer Mutter Herzogin Maria Antonia von Parma. Dann kamen König Friedrich August von Sachsen und der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand. Nun schlossen sich die übrigen Mitglieder des Kaiserhauses sowie Prinzen und Prinzessinnen an. Die kleine Kapelle ist auf das festlichste geschmückt, der Vorraum als Entree hergerichtet, die Wände mit rotem Damast bekleidet. Vor dem Altar steht das mit rotem, goldverbrämten Damast bedeckte Betpult für das Brautpaar, links davon der Fauteuil für den Kaiser aus gelbem Damast, davor ein kleines Kniepult. Links vom Kaiser steht der rote Fauteuil mit Betpult für König Friedrich August von Sachsen. Alle Augen waren auf Braut und Bräutigam gerichtet: er in seiner Uniform der Lothringer Dragoner dekoriert mit dem Orden vom goldenen Vlies, dem Militär-Jubiläumskreuz von 1908, die Braut aber in einem zauberhaften Kleid aus elfenbeinfarbenen Satin Duchese, mit echtem Silber in zarten Dessin gestickt, die Schleppe mit der bourbonischen Lilie bedeckt. Im Haar lag ein zarter Myrtenkranz und über ihm wurde das Haar von dem langen Brautschleier gedeckt, der bis auf die Schleppe herabfiel und auf dem Kopf von einem herrlichen Brillantdiadem gehalten wurde. Der päpstliche Majordomus Monsignore Bisletti, der persönliche Vertreter des Papstes Pius X. segnete den Bund der beiden glücklichen Menschen. Er verliest nach der Trauungszeremonie ein persönliches Schreiben des Papstes.

 Bemerkenswert ist noch mitzuteilen, dass Erzherzogin Zita ein besonders lautes „Ja“ vor dem Altar sprach. Sie sagte dies allerdings in französischer Sprache: Oui.

Als nach vollzogener Trauung die Hochzeitsgäste in ihre Appartements zurückkehrten, eröffnete das neuvermählte Paar den Zug, dann folgte der Kaiser mit der Herzogin von Parma, der Herzog von Madrid als Chef des Hauses Bourbon mit der Erzherzogin Maria Josefa, der Mutter des Bräutigams und König August Friedrich von Sachsen mit dem Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand.

Für das Hochzeitsessen, das um 13 Uhr im Theresiensaal stattfand, waren 5 Tische arrangiert. Beim Festmahl hielt Kaiser Franz Josef dem Brautpaar eine in herzlichem Ton gehaltene Tischrede. Unter anderem sagte der Kaiser: „Gott schirme und schütze Erzherzog Karl und Erzherzogin Zita“.

Um 12.30 Uhr strömte die Bevölkerung von Schwarzau und Umgebung in den Schlosspark und brachte dem Kaiser und dem Brautpaar mit begeisterten Hochrufen eine Ovation. Ein Chor aus achthundert Schulkindern sang am Mittag des Hochzeitstages im Schlosspark.

Erwähnt muss noch werden, dass der Apostolische Nuntius Erzbischof Barvona bei der Hochzeit dem späteren Kardinal Bisletti assistiert hat.

Die Beistände für den Bräutigam Erzherzog Karl waren König Friedrich August von Sachsen und Erzherzogin Maria Josefa. Für Prinzessin Zita waren die Beistände der Herzog von Madrid Don Jaime von Bourbon und die Herzogin Maria Antonia von Parma, die Mutter von Zita.

Am 19. Oktober 1911 veranstaltete die Schwarzauer Bevölkerung einen Fackelzug in das Schloss zu Ehren des hohen Brautpaares. Unsere Bevölkerung war stolz, dass diese Hochzeit in ihrer Heimatgemeinde stattfand.

Auch in der Schulchronik der Volksschule Schwarzau am Steinfeld aus dem Schuljahr 1911-1912 sind Aufzeichnungen vorhanden.

Der damalige Lehrer Karl Mick als Schriftführer schreibt:

„In das Schuljahr 1911/12 fielen auch die Festlichkeiten anlässlich der Hochzeitsfeier im Allerhöchstem Kaiserhause, woran die Schule innigsten Anteil nahm. Infolge Einquartierung von 40 Mann Gendarmerie im Schulhause musste der Unterricht vom 18.-23. Oktober 1911 eingestellt werden.

Am 19. Oktober 1911 versammelten sich der Lehrkörper von Schwarzau und Breitenau und die Schuljugend von Schwarzau im Garten des Asyls (Kindergarten bei der Kirche), um das allerhöchste Brautpaar Erzherzog Karl und Prinzessin Zita zu begrüßen und zu beglückwünschen. Unter der Leitung des Herrn Oberlehrers Theodor Gerl brachten die Kinder der Oberklassen einen Festgesang musterhaft zum Vortrage. Hierauf hielt Herr Oberlehrer eine Ansprache an das allerhöchste Brautpaar, in welchem er im Namen des Lehrkörpers und der Schuljugend von Schwarzau dasselbe zur bevorstehenden Vermählung beglückwünschte und mit einem dreimaligen Hochrufe, in den alle Anwesenden einstimmten, schloss er seine warmempfundenen Worte. Hierauf wurden die Lehrkörper von Schwarzau und Breitenau vorgestellt und durch Ansprachen der Hoheiten ausgezeichnet, welche besonders dem Herrn Oberlehrer in Worten des Lobes und der Anerkennung den innigsten Dank für die Huldigungsfeierlichkeiten aussprachen.

An dem herrlichen Fackelzug zu Ehren des höchsten Brautpaares nahm auch der Lehrkörper teil; sehr schön sang der Chor: das ist der Tag des Herrn; den vorzugsweise Lehrer aus unserem Bezirk mustergültig vortrugen.

Am 21. Oktober 1911, dem Vermählungstage selbst, nahm die Schule kooperativ am Festgottesdienste teil. An diesem Tage kam seine Majestät, unser geliebter Kaiser Franz Josef I. selbst nach Schwarzau um den Trauungsfestivitäten im herzoglichem Schlosse beizuwohnen. Die gesamte Ortschaft, auch die Schule, war festlich geschmückt und beflaggt. Aus allen Richtungen kamen die Scharen herbeigeströmt, den greisen Monarchen (er war 81 Jahre) zu sehen und ihm und dem hohen Brautpaar zujubeln zu dürfen. An der Spitze des imposanten Festzuges marschierte die Schule Schwarzau, welche auch vor dem Haupttore des Schlosses Aufstellung nahm. Als Seine Majestät im Automobile ankam, brach die Schuljugend und alle Anwesenden in brausende Hochrufe aus. Im Allgemeinen waren diese Tage wirklich Festtage für unsere Schule: unsere Schuljugend sah und hörte manches, was recht interessant war. So kam z.B. am 20. Oktober frühmorgens der bekannte heimische Aviatiker (Flieger) Illner auf der „Taube“ nach Schwarzau, zog über dem Schlosse einige Kreise und ging im Gleitfluge auf der Rottalwiese (beim heutigen Feuerwehrhaus) nieder. Das Rasseln des Motors trieb die Schläfer aus dem Bette und Hundert Schaulustige, darunter Erzherzog Karl Franz Josef und die herzoglichen Prinzen besichtigten das Luftfahrzeug. Auch der große Lenkballon „Parsefal“ kreiste am Nachmittage des 20. Oktober über dem Schlosse, um dem kaiserlichen Brautpaar zu huldigen.“

Hier endet der Schulbericht, der in Kurrentschrift verfasst wurde, vom Jahre 1911/12.

                                   Hochzeit

 

Ein Video von der Hochzeit befindet sich hier.

Diesen Seiteninhalt teilen

Weiterleiten mit FacebookWeiterleiten mit Twitter