Schuljahr 1911/1912 (Festlichkeiten zur Kaiserhochzeit)

Einen besonderen Stellenwert nehmen die Aufzeichnungen aus dem Schuljahr 1911/12 (Festlichkeiten zur Kaiserhochzeit) ein. Die genauen Aufzeichnungen in der Schulchronik lauten:
 
Infolge des Zubaues einer 4. Klasse zum Schulhaus konnte der Unterricht nicht am 16. September, sondern erst am 30.IX. beginnen. An diesem Tage war das hl. Geistamt, am 2. X. begann der regelmäßige Unterricht. Erwähnt muss werden, dass während der Ferien eine Klasse dem von einem Brand heimgesuchten Kaufmann F. Zotter als Zufluchtsstätte überlassen wurde.
 
Die Klasseneinteilung war folgende:
            Herr Oberlehrer Theodor Gerl,              I. Klasse,
            Herr Karl Mick,                                     II. Klasse,
            Herr Josef Sinabell,                            III. Klasse,
            Herr Josef Putre,                                  IV. Klasse.
 
Der Schülerstand war laut Schulbeschreibung 248 schulbesuchende Kinder. In das Schuljahr 1911-12 fielen auch die Festlichkeiten anlässlich der Hochzeitsfeier im allerhöchsten Kaiserhause, woran die Schule innigen Anteil nahm. Infolge der Einquartierung von 40 Mann Gendarmerie im Schulhause musste der Unterricht vom 18. - 23. Oktober eingestellt werden. Am 19. Oktober versammelte sich der Lehrkörper von Schwarzau und Breitenau und die Schuljugend von Schwarzau im Garten des Schlosses, um das allerhöchste Brautpaar, Erzherzog Karl Franz Josef und Prinzessin Zita, zu begrüßen und zu beglückwünschen. Unter Leitung des Herrn Oberlehrers Th. Gerl brachten die Kinder der Oberklassen einen Festgesang musterhaft zum Vortrage. Hierauf hielt Herr Oberlehrer eine Ansprache an das allerhöchste Brautpaar, in welcher im Namen des Lehrkörpers und der Schuljugend dasselbe zur bevorstehenden Vermählung beglückwünschte und mit einem dreimaligen Hochrufe, in den alle Anwesenden einstimmten, schloss er seine warmempfundenen Worte. Hierauf wurden die Lehrkörper von Schwarzau und Breitenau vorgestellt und durch Ansprachen der Hoheiten ausgezeichnet, welche besonders dem H. Oberlehrer in Worten des Lobes und der Anerkennung den innigsten Dank für die Huldigungsfeierlichkeiten aussprachen.
An dem Fackelzug zu Ehren des Brautpaares nahm auch der Lehrkörper teil; sehr schön war der Chor: „Das ist der Tag des Herrn“, den vorzugsweise Lehrer aus unserem Bezirke mustergültig vortrugen. Am 21. Oktober, dem Vermählungstage selbst, nahm die Schule korporativ am Festgottesdienste teil. An diesem Tage kam Seine Majestät, unser geliebter Kaiser Franz Josef I., selbst nach Schwarzau, um den Trauungsfestivitäten im herzoglichen Schlosse beizuwohnen. Die ganze Ortschaft, auch die Schule, war festlich geschmückt und beflaggt. Aus allen Richtungen kamen die Scharen herbeigeströmt, den greisen Monarchen zu sehen und ihm und dem hohen Brautpaare zujubeln zu dürfen. An der Spitze des imposanten Festzuges marschierte die Schule Schwarzau, welche auch vor dem Haupttore des Schlosses Aufstellung nahm. Als Se. Majestät im Automobile ankam, brach die Schuljugend und alle Anwesenden in brausende Hochrufe aus. Im allgemeinen waren diese Tage wirklich Festtage für unsere Schule; unsere Schuljugend sah und hörte manches, was sehr interessant war. So kam z.B. am 20.X. frühmorgens der bekannte heimische Aviatiker Illner auf der „Taube“ nach Schwarzau, zog über dem Schlosse einige Kreise und ging im Gleitfluge auf der Rotalwiese nieder. Das Rasseln des Motors Trieb die Schläfer aus dem Bette und hunderte Schaulustige, darunter auch Erzherzog Karl Franz Josef und die herzogl. Prinzen, besichtigten das nette Luftfahrzeug. Auch der große Lenkballon „Parsifal“ kreiste am Nachmittag des 20.X. über dem Schlosse, dem kaiserlichen Brautpaar zu huldigen.
 
Mit 24. Oktober wurde Herr Josef Putre zum Schulleiter in Ottertal ernannt, deshalb versah in der Zeit vom 24. - 31.X. Bezirksaushilfslehrer Herr L. Riedl den Dienst in der IV. Klasse. Am 1. November trat Frl. Pehm den Dienst in der II. Klasse an, weshalb Herr Mick die 4. Klasse übernehmen musste. Am 19. November beging die Schule das Namensfest Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth. Am 22.XI. nahm der Lehrkörper am Leichenbegängnis des Direktors J. Pilz in Aspang teil. Am 6. Dezember 1911 und 19. April 1912 inspizierte Herr Bezirksschulinspektor Anton Kasper die hiesige Schule. Mit 1. April 1912 wurde Frl. A. Rangel als definitive Lehrerin der II. Klasse in Schwarzau angestellt, weshalb Frl. Pehm versetzt wurde.
 
Mit 1. Mai erhielten laut Erlasses des k.k. Bezirksschulrates Neunkirchen vom 6. April 1912, Z. 414/9 13 Kinder die Sommerbefreiung. Da heuer ein Maikäferjahr war, so beteiligte sich auch der Lehrkörper mit der Schuljugend am Einsammeln der Schädlinge, wozu die 1. Vormittagsstunde frei war, der Unterricht also erst um 9 Uhr begann, welche Verfügung von der Schulbehörde getroffen wurde.
 
Am 28. Mai wurde der Tierschutztag mit dem üblichen Programm abgehalten.
 
Am 3. Juni 1912 nahm hw. Herr Dechant Kulczar die Religionsprüfung der Schuljugend vor.
 
Am 7. Juni nahm man in der Schule um ½ 9 Uhr früh eine erdbebenähnliche Erschütterung war, es war die Explosion des Wöllersdorfer Pulverturmes, bei welcher mehrere Personen tödlich verunglückten.
 
Am 28. Juni war die Bezirkslehrerkonferenz in Neunkirchen.
 
Am 13. Juli wurde das Schuljahr mit einem feierlichen Dankgottesdienste geschlossen, nachdem am Tage vorher die Zeugnisverteilung stattgefunden hatte.
 
Schriftführer: Karl Mick                                   Leiter: Theodor Gerl, Oberlehrer

Diesen Seiteninhalt teilen

Weiterleiten mit FacebookWeiterleiten mit Twitter