Schuljahr 1944/1945 (Kriegsende)

Während des 2. Weltkrieges kam es zu unregelmäßigem Unterricht. Die Zeit nach Kriegsende soll wieder durch einige Auszüge aus der Chronik beleuchtet werden.
 
Zunächst einige Stellen aus dem Schuljahr 1944/45:
Dieses Jahr, das letzte in dem furchtbaren Kriege, brachte der ganzen Ortsbevölkerung schwere, lange Wochen und auch die Schule litt ganz besonders unter den Ereignissen der letzten Phasen des Krieges und durch die darauf folgenden Geschehnisse.
Zunächst erlebte die Bevölkerung viele sorgenvolle und bange Stunden durch die fortgesetzten und immer zahlreicheren Einflüge feindlicher Bomberverbände. Das Ziel dieser Bomber waren häufig die Industrieanlagen von Wr. Neustadt. Auch im Gemeindegebiet von Schwarzau fielen vereinzelt Bomben, ohne jedoch nennenswerten Schaden anzurichten. Ein russischer Fliegerangriff am 29.3.1945 verursachte Dach- und Fensterschäden an vielen Gebäuden. Die Fliegerangriffe, die meist in den Vormittagsstunden einsetzten, störten ständig die friedliche Arbeit der Bewohner und machten auch in der Schule einen geregelten Unterrichtsbetrieb unmöglich.
Als der Druck der russischen Truppen die Front der deutschen Streitkräfte in Ungarn zurückdrängte und diese immer näher an den heimatlichen Boden rückte, begannen für die Ortsbevölkerung bange Tage, die ihren Höhepunkt fanden, als um die Osterzeit 1945 der Krieg unmittelbar über Schwarzau dahinraste und der Ort zunächst von Flüchtlingen aus Ungarn, von zurückflutenden ungarischen und deutschen Truppen überschwemmt wurde.
 
Am 1. April 1945 besetzten die russischen Truppen den Höhenzug zwischen Pitten und Schwarzau bzw. den am rechten Ufer der Schwarza liegenden Ortsteil; deutsche Truppen hielten noch den am rechten Ufer liegenden Teil des Dorfes besetzt. Es entspann sich ein Ortskampf, an dem auf beiden Seiten Infanterie und Artillerie eingesetzt wurde. Der Kampf dauert ungefähr 5 Stunden, worauf sich die deutschen Truppen nach Westen absetzten und der Ort von den russischen Truppen besetzt wurde. Die Zahl der Toten in diesem Kampfe belief sich auf etwa 10 auf beiden Seiten. Die Zivilbevölkerung hatte keine Opfer zu beklagen. Durch den Kampf entstanden einige leichte Schäden an verschiedenen Gebäuden.
Beim Herannahen der Russen flüchteten etwa 100 Personen, darunter auch der Leiter der Schule Oberlehrer Eder.
Die im Orte eingesetzten ausländischen Arbeitskräfte plünderten, geschützt durch die Russen, Lebensmittel, Rinder, Pferde, Wagen, Kleider, u.v.a.
 
Der Ort erhielt Einquartierung durch russische Truppen; diese stellten durch Monate eine schwere Belastung für die Bevölkerung dar. Auch das Schulgebäude war bis Mitte 1945 von russischen Truppen besetzt und hat dadurch schwer gelitten. Ein Großteil der Fensterscheiben wurde zerschlagen, Schulbänke, Tische, Schränke, Schultafeln und sonstige Einrichtungsgegenstände zerstört oder verschleppt; viele Lehrmittel und wertvolle Amtsschriften gingen verloren.
Es kann dieses Schuljahr wohl als das bisher traurigste in der Schulgeschichte der Volksschule Schwarzau am Steinfeld bezeichnet werden.
Das Schuljahr begann am 28.8.1944
Lehrkräfte:      

  • Oberlehrer Eder           1. Klasse

  • Lehrerin Washuber       2. Klasse

  • Handarb. L. Kirchweger

  • Lehrer für den kath. Konf.U.: Kaplan Sindelar


Vom 2. bis 7. Oktober waren Herbstferien.
 
Infolge Einquartierung vom Montag, den 7. Nov. bis 11. Nov. 1944 entfiel der Unterricht an diesen Tagen.
Die Weihnachtsferien dauerten vom 15. Dezember 1944 bis einschließlich 13. Jänner 1945, die dann jedoch bis zum 20. Jänner 1945 als Kohlenferien verlängert werden mussten.
 
Ab 22. Jänner bis 14. Feber 1945 wurde an der Schule nur ein Notunterricht geführt, da die zugewiesene 2. Lehrkraft Washuber an einer anderen Schule in Verwendung genommen wurde. Dieser Notunterricht wurde in der Weise durchgeführt, dass die einzelnen Schülergruppen (Schulstufen) an verschiedenen Tagen zur Schule, bzw. in die Gemeindekanzlei kommen mussten, wo sie die Hausaufgaben erhielten, bzw. die Hausaufgaben durchgesehen wurden.
 
Am 16. Feber 1945 war die Zeugnisverteilung für das 1. Halbjahr.
 
Am 24. Feber 1945 wurde der Schule die auslandsdeutsche Lehrerin Frau Else Bous als vertragliche Lehrkraft der Schule zugewiesen.
 
Ab 14. Feber 1945 wurde ein erweiterter Notunterricht erteilt.
 
Ab 26. Feber 1945 war wieder täglich Unterricht, der jedoch durch die ständigen Fliegeralarme erheblich gestört wurde.
 
Die Osterferien begannen am 29. März 1945. Der Unterricht konnte jedoch infolge der Kriegs- und Nachkriegsereignisse bis zum Schluss des Schuljahres nicht wieder aufgenommen werden.
 
Mit 22. Mai 1945 wurde Lehrer Franz Schubert, der vom Kriege zurückgekehrt war, vom prov. Bezirksschulrat Neunkirchen mit der Führung der Leitungsgeschäfte der Volksschule Schwarzau am Steinfeld betraut.
 
Nach Freigabe des Schulgebäudes durch die Russen wurde sofort begonnen, die Schule zu reinigen, das noch vorhandene Inventar zu sichten und zu ordnen und die Schäden nach Möglichkeit zu beheben. Die noch vorhandenen Amtsschriften, Lehrmittel und Bücher wurden überprüft, sortiert und in ein Verzeichnis aufgenommen.
Die in der Schule befindliche Dienstwohnung des Leiters wurde durch Frau Else Bous und ihrer Familie vorübergehend bewohnt.
 
Durch den ungeheuren Entfall des Unterrichts, bedingt durch die Ereignisse des Krieges, war der Unterrichtserfolg bei den Schülern dementsprechend gering; die Schüler konnten daher für das 2. Halbjahr nicht mit Noten klassifiziert werden. Die Schüler erhielten daher nur Schulnachrichten auf Grund des Erlasses des Staatsamtes für Volksaufklärung, für Unterricht und Erziehung, Zl.151/Abt.3 vom 30.5.1945 mit dem Vermerk: „Die Notengebung entfiel im Sinne der Bestimmungen des Erlasses des Staatsamtes für V.U.E.K. vom 30.5.1945, Zl. 151“. Da mit Ende des Schuljahres die vorgeschriebenen Schulnachrichten-Vordrucke noch nicht zur Verfügung standen, erhielten die Schüler die Schulnachrichten erst im Laufe des nächsten Schuljahres. Das Schuljahr 1944/45 endete mit 14. Juli 1945.
 
                                                                                              Franz Schubert

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